Für die meisten Corona-Maßnahmen „gab es keine wissenschaftliche Evidenz“.

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Maskenpflicht für Kinder, Abstandsregeln und Impfung – diese und weitere Entscheidungen wurden praktisch aus dem Bauch heraus getroffen. Das musste einer der führenden Köpfe der Pandemie jetzt vor dem US-Kongress einräumen. Von Kai Rebmann.

Anthony Fauci wurde in Deutschland vielen als der „Christian Drosten der USA“ bekannt. Der damalige Leiter des National Institutes of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) zeichnete für das Maßnahmen-Regime in den USA und darüber hinaus maßgeblich verantwortlich. Darüber hinaus sind Faucis Kontakte nach China und seine möglichen Interessenskonflikte im Zusammenhang mit der hochgefährlichen Gain-of-Function-Forschung bis heute nicht vollständig geklärt und mindestens umstritten.
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Zu Beginn dieser Woche wurde der ehemals ranghohe Beamte nun vor den Untersuchungsausschuss der US-Kongresses zur Aufarbeitung der Corona-Jahre geladen. Das Resultat des mehrstündigen Verhörs könnte für Fauci verheerender kaum ausfallen. Unter dem Strich stand das Eingeständnis, dass die meisten der Maßnahmen, die das Leben der Menschen in aller Welt, in diesem konkreten Fall in den USA, über Jahre hinweg ganz erheblich eingeschränkt haben, ohne jede wissenschaftliche Evidenz verhängt wurden.

Wir haben die wichtigsten Aussagen von Anthony Fauci zusammengefasst und ins Deutsche übersetzt.
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Das „Modell Scholz“ scheint auch in den USA schon Schule gemacht zu haben. Im Zweifelsfall berief sich der ehemalige NIAID-Direktor immer wieder auf Erinnerungslücken oder musste das Fehlen eindeutiger Studien ganz offen zugeben.

Evidenz für Abstandsregel? ‚Mir waren keine Studien bekannt‘

In den USA galt in weiten Teilen des öffentlichen Lebens – unter anderem in der Schule, am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen – eine „6-Fuß-Regel“, was in etwa 1,80 Metern entspricht. Damit wollte Fauci jedoch nichts zu tun gehabt haben, da diese Empfehlung nicht von ihm ausgesprochen worden sei.

Eine diesbezügliche Aussage von ihm von Januar 2024, wonach es „keine wissenschaftliche Evidenz“ für diese Abstandsregel gebe, habe bedeutet, dass er selbst keine klinischen Studien zu dieser Frage kenne.

Am Montag ergänzte Fauci jetzt, dass es entsprechende Studien vor allem deshalb nicht gebe, da diese „tatsächlich sehr schwierig durchzuführen wären“.

Studien über Maskenpflicht für Kinder? ‚Ich kann mich nicht konkret erinnern‘

Ähnlich wie in Deutschland und fast überall auf der Welt galten die Masken auch in den USA als das Allheilmittel gegen die Pandemie, dessen Nutzen niemals hinterfragt werden durfte. Seinen großen Scholz-Moment hatte Fauci schließlich bei der Frage: „Erinnern Sie sich daran, Studien oder Daten überprüft zu haben, die das Tragen von Masken bei Kindern rechtfertigen?“

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In den USA galt die Maskenpflicht an Schulen teilweise über zwei Jahre hinweg. Faucis Antwort auf diese Frage: „Wissen Sie, das könnte sein. Aber ich kann mich nicht konkret daran erinnern, ob ich das [solche Studien] gesehen habe. Möglicherweise aber schon.“

Und auch bei der Frage zum Nutzen der Impfkampagne, insbesondere danach, ob diese sogar einen negativen Effekt auf die allgemeine Impfbereitschaft gehabt haben könnte, blieb Fauci sehr im Ungefähren. Um das herausfinden zu können, werde man „vielleicht einige sozialwissenschaftlichen Studien durchführen müssen.“ Insgesamt seien die Vorschriften zur Impfung „vor der Pandemie nicht ausreichend untersucht“ worden, so Fauci.

Am Ende des Verhörs musste der damals verantwortliche NIAID-Direktor einräumen, dass einige der Maßnahmen „zu weit gegangen“ seien und zu Kollateralschäden geführt hätten. Für ihn sei es „sehr, sehr klar“, dass die Gesundheitsbehörden diese „potenziell negativen Effekte“ künftig genauer untersuchen sollten, insbesondere wenn es sich um so umstrittene Maßnahmen wie eine Maskenpflicht handelt, gab sich Fauci geläutert.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die Akteure der zurückliegenden Pandemie an ihre reumütigen Beteuerungen auch dann noch erinnern, wenn es wirklich mal wieder darauf ankommen sollte – damit man „es beim nächsten Mal besser machen kann“, wie Fauci bekräftigte.