Generationswechsel im Irrenhaus

Rainer Wendt

Schon durch meine Arbeit kenne ich viele Abgeordnete aus dem Deutschen Bundestag und den Parlamenten der Länder. Kluge, gebildete und engagierte Frauen und Männer, die allermeisten mit langjährigen Berufs- und Lebenserfahrungen und guter Ausbildung, sie arbeiten hart und ernsthaft, häufig bis in die Nacht hinein, regelmäßig an Wochenenden und Feiertagen. In ihren Wahlkreisen setzen sie sich für die Menschen ein, die sie auch häufig mit Problemen konfrontieren, die weit häufig außerhalb ihrer eigentlichen „Zuständigkeit“ liegen, trotzdem helfen sie, kümmern sich um die Menschen, die ihnen zu Recht vertrauen.Viele Jahre lang war ich als junger Mann Mitarbeiter einer Abgeordneten des Bundestages und habe den „Politikbetrieb“ auch im Alltag aus nächster Nähe kennenlernen dürfen. Noch aus dieser Zeit kenne ich das Parlament als Einrichtung, von der Würde und Respekt ausging, als besonderen Ort, dem „Hohen Haus“, in dem Menschen sitzen, die dem Wohl des Volkes verpflichtet sind, das sie dort vertreten und sich entsprechend verhalten, kleiden und benehmen.Die gezeigten Bilder sind exemplarisch, nicht abschließend. Ich fürchte sogar, sie bilden eher die Spitze eines Eisberges von Darstellungen, die keinen Respekt zeigen und auch keinen verlangen können. Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, nicht nur in der Polizei, dürften sich jedenfalls weder in ihren Dienststellen noch außerhalb so lächerlich aufführen, als wären sie Teenager auf einem Klassenausflug. Ein Disziplinarverfahren wäre ihnen gewiss.Vielleicht liege ich ja falsch, vielleicht bin ich nur zu altmodisch, was ich als bekennender „alter weißer Mann“ ja sein darf. Vielleicht ist dies die neue, moderne Form von Politik. Vielleicht kümmern sich die Fraktionen auch mal darum, wie ihre Mitglieder sich und das Parlament der Lächerlichkeit preisgeben, wenn sie es zur Bühne ihres kindischen Egos machen. Vom Präsidium des Bundestages ist das kaum zu erwarten, wenn die Präsidentin beim Klamauk mittendrin ist. Auch die heutige Bundesversammlung produziert ähnliche Bilder. Da sind seltsame Gestalten dabei, die allerdings offenbaren, wie manche Menschen aus den Spitzen der Parteien auf das Volk schauen: Mit einer Mischung aus Verachtung, Spott und dekadenter Arroganz. Wie so oft sind es nur sehr wenige Menschen, die das Gesamtbild einer ehemals würdevollen Veranstaltung mitprägen. Diese Infantilisierung und Banalisierung von Politik schadet unserer Demokratie, denn sie nimmt ihr Ernsthaftigkeit und Respekt.